Obwohl ich eigentlich selten viel spazieren gehe, plante ich dieses mal in meinem Urlaub doch eine kleine Wanderroute auszuprobieren: Von Baabe nach Binz, wobei ich letztlich nur von Baabe bis Sellin und ein Stückchen weiter spazierte.
Es gibt, so hatte ich mir von Google ausdrucken lassen, einen tollen Wanderweg, der parallel zum Strand verläuft. Da ich ein „Strandläufer“ bin, nahm ich die erste Strecke direkt am Wasser entlang bis Sellin. Ich liebe es, wenn meine Füße fast (oder ganz, wenn man barfuß geht) das Wasser berühren. Dann kommt es mir vor, als hätte man viel mehr „Bezug“ zum Meer – man konzentriert sich dabei so wunderbar auf die Wellen, die Wellenausläufer und vergisst alles andere. Der erste Teil meiner Route bestand viel aus Sandstrand. Und direkt am Wasser ist der Sandstrand ja sowieso fester und bequemer mit Schuhen zu belaufen, als wenn man durch den weißen Sand stapft.
Als ich auf eine Art „Landzunge“ zusteuerte ging der Sandstrand in einen Muschel-Stein-Sandstrand über und ich fand mal wieder ein paar schöne Steine, die ich mir in den Rucksack packte, wohl wissend, dass der Rückweg dann doch schwerer werden würde, aber manchmal kann ich einfach nicht anders. 🙂
Ich fand diesen Abschnitt der Route, die „Landzunge“, irgendwie toll, weil die bewachsene Steilküste mit den Bäumen, die sich zum Meer auszustrecken scheinen, direkt in den Sandstrand übergeht und bei den Steinen endet. Fasziniernt besah ich mir einen Baum, dessen Wurzeln sich direkt in den Sand eingegraben hatten. Ob das wohl durch Abtragungen des Sandes entstanden ist und die Wurzeln einst unterhalb der „Erde“ waren? Ich zückte erstmal meinen Fotoapparat. So etwas muss man einfach festhalten:
Danach folgte wieder schöner Sandstrand, der allerdings näher zur Steilküste gelegen war. Die Steilküste, die, wie ich vermute, aus festem Sand und Erde und Ästen besteht, hatte an einigen Stellen kleine Löcher; so, als ob dort Tiere am Buddeln gewesen wären.
Ich habe oben ja schon beschrieben, dass die Bäume zum Meer „hinwachsen“. Am deutlichsten sah ich dies bei den folgenden Bäumen. Beeindruckend für einen Stadtmenschen ist das allemal – man ist einfach zu sehr gewohnt, dass die Bäume doch eher aufrecht stehen. Diese Bäume haben mir am besten gefallen:
Ich spazierte wieder ein Stück weiter und da sah ich etwas putziges (man braucht dazu natürlich Phantasie, aber mit der bin ich gut ausgestattet). Wie sieht die Formation der Steine aus? Na?
Ich kann da ganz klar eine Schildkröte erkennen. Der große Stein als Körper, vorne (zum Meer hingewandt) ein Kopf, halb unter Wasser und dann die drei Füße. Am besten zu erahnen ist sie, wenn man von Baabe Richtung Sellin wandert. Umgekehrt ist sie nicht so gut zu erkennen. Auf dem Rückweg sah ich dann ganz entzückt noch eine Steinformation, die wieder an eine Schildkröte erinnert. Allerdings muss man hier auch schon wirklich von Sellin nach Baabe wandern, damit sie einem nicht aus dem Auge entwischt. 😉
Dann kam die Steilküste wieder „näher“ und (da ich auch öfter Stehen bleibe und dorthin gucke, wo andere vielleicht nicht unbedingt hinsehen, weil es unspektakulär erscheint) entdeckte ich kleine Sandlawinen, die faszinierend die Steilküste nach unten purzelten. Auf dieser Strecke ist einfach vieles in Bewegung 🙂
Dann erreichte ich Sellin. In der Ferne sah ich schon die Brücke, die ins Meer hineinragt und das hübsche weiße Gebäude – ich glaube, in ihm ist ein Café oder Restaurant beheimatet. Als ich näher kam, wunderte ich mich: was war das? Wird hier der Strand geharkt? Furchen, als ob etwas gepflanzt werden würde. Ich fand das spektakulär und amüsant, deswegen musste auch das wieder dokumentiert werden.
Da ich nördlich von Sellin den Anfang eines Steinstrandes sah, beschloss ich den offiziellen Wanderweg (mit Wanderweg-Markierungen) auszuprobieren.
Ich benutzte den Fahrstuhl, um von der Selliner Brücke zum „Ende“ von Sellin zu gelangen. Der Fahrstuhl ist kostenlos nutzbar und wird besonders von älteren Leuten und Familien mit kleinen Kindern/Kinderwägen gern genutzt. Die Stufen, die zur Selliner Seebrücke führen, sind nämlich recht schmal und dadurch gar nicht so ungefährlich. Jedenfalls empfand ich es so auf dem Rückweg, als ich die Stufen hinab nahm. Allerdings gibt es immer wieder kleine Sitznieschen, in denen man sich auch ausruhen und den Blick Richtung Meer oder Sellinbrücke genießen kann. So begegneten mir auch viele ältere Menschen auf der Treppe, die sich wie ich vorsichtig an den Abstieg machten oder die vielen Stufen waghalsig erklommen.
Die Wanderroute von Sellin bis Binz führt oberhalb des Strandes entlang – oberhalb ist ein richtiger Wald. Und doch sieht man immer wieder durchs Geäst das Meer. Zum Teil geht es so 20-30 Meter in die Tiefe, wobei ich von Spaziergängen mit Kindern, die man nicht mehr an der Hand führen darf 🙂 abraten würde – zu gefährlich. Aber für Spaziergänger und Mountainbikefahrer ist es eine wunderschöne Route.
Da der Wanderweg, wie schon erwähnt, oberhalb des Strandes gelegen ist und parallel verläuft nennt sich dieser Pfad „Hochufer“.
Ich brach an dieser Stelle dann meine Heimreise an. Inzwischen war es wärmer geworden und einige Familien mit ihren kleinen Kindern hatte es an den Strand gezogen. Und so bestaunte ich auf dem Rückweg noch ein paar Sandburgen.
Himmelfahrt, Mai 2014
Autor: Julia S. Hentschel