Harvey Keitel war da, Diane Lane ebenfalls – und mit ihnen zahlreiche weitere Schauspieler, die sich vom Himmel oder der Sonne der Toskana verzaubern ließen und damit wiederum die Zuschauer verzauberten. Unzählige Romane und Filme, in denen die Toskana die eigentliche Hauptrolle spielt, künden davon, dass diese Region in Mittel-Italien eines der Sehnsuchtsreiseziele schlechthin ist. Und das liegt nicht nur an der bilderbuchgleichen Hügellandschaft mit den charakteristischen Zypressen und malerischen Farbtupfern aus Sonnenblumen und Klatschmohn, sondern auch an dem, was die Toskana verspricht: Italienisches Lebensgefühl, Genuss und Kultur. Und das Herz der Toskana schlägt in Florenz.
Der Besuchermagnet Florenz
Florenz liegt im italienischen Ranking der Städte, die den größten Touristenansturm zu verzeichnen haben, nicht umsonst an zweiter Stelle – nach Venedig. Und wie in Venedig gilt auch hier gilt: Wer jenseits der Menschenströme die Stadt erkunden will, flaniert einfach ein wenig durch die Nebenstraßen und Seitengassen. Wer sich jedoch direkt vom italienischen Lebensgefühl anstecken lassen möchte, macht es am besten so wie die Florentiner: Morgens in einem Café einkehren, um sich einen frischen Kaffee und ein Cornetto zu gönnen – im Stehen, natürlich. Empfehlenswert und damals wie heute als ein Ort der Kunst und Kultur geschätzt, ist das Café Giubbe Rosse an der Piazza della Repubblica. Das ebenfalls an der Piazza liegende Café Gilli verströmt hingegen das nostalgische Flair alter Zeiten und kann auf eine 200-jährige Tradition zurückblicken.
Nach dem Frühstück bietet sich ein wenig Kultur an. Dabei ist es noch nicht einmal zwingend erforderlich, in Florenz ein Museum zu besuchen, da die Kunst in den Straßen und Arkaden dieses städtebaulichen Gesamtkunstwerks allgegenwärtig ist – schaden kann es allerdings trotzdem nicht. Denn sonst würde einem Michelangelos wohl berühmtestes Werk – die Marmorstatue des David, entstanden um 1501 – entgehen. Im Original zu bestaunen in der Galleria dell’Accademia. Oder die legendären, in den Uffizien (Galleria degli Uffizi) beheimateten Kunstschätze, zu denen unter anderem Botticellis „Venus“ gehört. Interessant auch das Museum im historischen Palazzo Spini Ferroni, welches den Mann ehrt, dem einst die reichsten und mächtigsten Frauen der Stadt und später die Filmdiven in Hollywood, unter ihnen Audrey Hepburn, beinahe zu Füßen lagen. Zumindest machten sie in seinen kunstvollen Schuhkreationen die in Italien so wichtige „bella figura“ und die Rede ist natürlich von Salvatore Ferragamo.
Für alle Touristenmagneten gilt übrigens: Wer seine Zeit nicht in Warteschlangen vertrödeln will, tut übrigens gut daran, die Tickets vorab im Vorverkauf zu erwerben.
Der Ponte Vecchio – die Berühmtheit über dem Arno
Ein Bummel durch Florenz ist natürlich nicht komplett, wenn er nicht über den Ponte Vecchio (1345) geführt hat. Er war lange Zeit die einzige Verbindung der beiden Stadtteile und zudem die einzige Brücke der Stadt, die den zweiten Weltkrieg unversehrt überstand. In den berühmten kleinen Häuschen an der Brücke ließen sich zunächst Gerber und Metzger nieder. Die von ihnen ausgehenden Gerüche, insbesondere die der Abfälle, waren allerdings so unerträglich, dass ab der Mitte des 16.Jahrhunderts Goldhändler und Juweliere die Brücke bezogen. Über den Geschäften führt der so genannte Vasarikorridor (1565) entlang, der es den Familienmitgliedern der Medici ermöglichen sollte, unerkannt vom Palazzo Pitti in den Palazzo Vecchio zu gelangen. Heute kann dieser 1000 m lange Korridor zu besonderen Anlässen besichtigt werden und mit ihm nicht nur die Gemälde, die Cosimo de Medici damals dort anbringen ließ, sondern auch die fantastischen Ausblicke auf Stadt, die Hofkirche und natürlich den Arno.
Der Arno – geliebt und gefürchtet
Neben den atemberaubenden Prachtbauten, die deutlich die Handschrift der Medici tragen, ist es auch der Fluss Arno, der das Gesicht der Stadt prägt und als ihre Lebensader gilt. Wenngleich Mark Twain einst zu spotten beliebte, dass man die Brücken nur über den Fluss gebaut hätte, um ihn als solches kenntlich zu machen, da man ansonsten hindurchwaten könne. An manchen Tagen, wenn der Wasserstand des Arnos tatsächlich sehr niedrig ist, fallen einem diese Worte wieder ein. Den Florentinern indes entlocken sie nur ein Schulterzucken und hat der Arno wirtschaftlich auch nicht mehr die Bedeutung von einst, so sind sie ihm emotional doch verbunden. Nicht nur Liebespaare finden sich zum Sonnenuntergang am Arno ein, um die besondere Stimmung zu genießen, die vor allem in den Sommermonaten ein Spektakel ist, denn dann erweckt die Sonne den Anschein, als würde sie mitten im Fluss untergehen. Doch auch bei Nacht bietet der Arno dank der sich in ihm reflektierenden Lichter ein wunderschönes Schauspiel. Zwiespältige Gefühle löst der Fluss allerdings in denen aus, die sich an die große Überschwemmung von 1966 erinnern können, bei der der sonst so sanfte Arno über die Ufer trat und eine gewaltige Zerstörungskraft entwickelte. Und noch heute gehen die Blicke im Herbst sorgenvoll auf die Pegelstände.
Ausflug nach Pisa
Der Arno mündet bei Pisa ins Meer. Und wer dem quirligen Florenz einmal den Rücken kehren und eine andere Berühmtheit sehen möchte, stattet Pisa einen Besuch ab. Denn dort, auf der Piazza del Duomo, steht der Campanile. Besser bekannt als der Schiefe Turm von Pisa. Die Piazza, die im Volksmund auch gerne als Piazza die Miracoli, also als Platz der Wunder bezeichnet wird, gehört gemeinsam mit dem Dom Santa Maria Assunta, dem Baptisterium, dem Friedhof und dem Schiefen Turm zum UNESCO-Welterbe. Und eine Besichtigung des Turms, der seit einiger Zeit auch wieder in kleinen Gruppen begangen werden darf, dürfte wohl tatsächlich zu einem wunderbaren und unvergesslichen Erlebnis werden, wie es einem nur die Toskana bescheren kann.