Der Goslarer Dom (1040 – 1050) gehörte einst zu den größten sakralen Bauwerken seiner Zeit. Auch war der Baustil der dreischiffigen Basilika mit Westwerk und zwei Türmchen wegweisend für zahlreiche weitere mittelalterliche Sakralbauten. Gestiftet wurde der Dom – bekannt auch als Stiftskirche St. Simon und Judas – von Heinrich III. und der Name verpflichtet. Denn Heinrich III. war, wie seine Kaiserpfalz eindrucksvoll untermauert, ein Garant für imposante Bauwerke.
Der Dom – vom Prachtbau zum Steinbruch
Wer den Dom anschauen möchte, steuert am besten den großen Parkplatz an der Kaiserpfalz an – denn genau dort befindet sich das Gotteshaus. Oder besser: Dort befand es sich – abgesehen von der noch erhaltenen Vorhalle liegt einem das Bauwerk mittlerweile eher zu Füßen und wer den Parkplatz betritt, steht gewissermaßen mitten im Dom. Denn obwohl die Stadt sonst zahlreiche, hervorragend erhaltene Baudenkmäler vorweisen kann, gehört die ehemalige Stiftskirche St. Simon und Judas leider nicht dazu und es ist mehr als nur ein wenig Phantasie nötig, um sich die Pracht des einstigen Gotteshauses auch nur ansatzweise vorstellen zu können. Früher war die im Juli 1051 eingeweihte Basilika der größte Sakralbau in romanischem Stil rechtsseitig des Rheins und immerhin das lässt sich noch nachvollziehen. Wer den Parkplatz nämlich genau in Augenscheint nimmt, wird den in den Boden eingelassenen Grundriss des Doms entdecken und dabei feststellen, dass das Gotteshaus beinahe so groß wie der gesamte Parkplatz war. Da passt es perfekt ins Bild, dass es sich bei der noch erhaltenen Domvorhalle lediglich um einen ehemaligen Kircheneingang handelt.
Warum der Dom so an Glanz einbüßte, ist nicht überliefert, 1819 wurde das mittlerweile sehr baufällige Gebäude allerdings versteigert und das Schicksal meinte es nicht gut mit dem Gotteshaus. Es ging in den Besitz eines Handwerkers über, der den Goslarer Dom als Steinbruch nutzte – mit dem Resultat, dass heute nur noch die Domvorhalle erhalten ist.
Das Vermächtnis von Heinrich III: Ein Herz und ein Kaiserstuhl
Im Inneren der Domvorhalle befindet sich eine Kopie des Kaiserstuhls – das Originalsteht in der Kaiserpfalz. Auch diesem Stuhl drohte damals ein unrühmliches Ende, wurde er beim Domabriss doch lediglich zum Materialwert verkauft. Der Stuhl landete nachfolgend allerdings bei gekrönten Häuptern, so unter anderem bei Kaiser Wilhelm I. im Reichstag, und gelangte dann auf Umwegen wieder in die Kaiserpfalz, in der er heute besichtigt werden kann. Manch einen dürfte es beim Gedanken an den verstorbenen Heinrich III. auch leicht erschauern lassen, denn der hat sein Herz buchstäblich an Goslar verloren – und nicht nur das. Heinrich III. verfügte, dass sein Herz sowie die inneren Organe in der Kirche St. Simon und Judas bestattet werden sollten, wohingegen sein Leichnam in Speyer zur letzten Ruhe gebettet wurde.