Rügen hat eine Fata Morgana
Die Rede ist vom Jagdschloss Granitz, dessen helle, frisch getünchte Fassade im satten Grün des umliegenden Waldes beinahe unwirklich wirkt und ein wenig an ein Zuckerbäckerkunstwerk erinnert. Die Luftansicht ist so spektakulär, dass man das Jagdschloss eigentlich von oben ansteuern sollte, den Gegebenheiten geschuldet bleibt es jedoch meist bei der Anreise mit dem „Rasende Roland“ und das ist ebenfalls eine hervorragende Wahl. Die Anfahrt mit der schnaufend im Bahnhof „Jagdschloss“ einfahrenden Dampfbahn ist nämlich wunderbar nostalgisch und die perfekte Einstimmung für den Schlossbesuch, schließlich handelt es sich hier um ein Bauwerk aus dem 19.Jahrhundert.
Immer den Tempelberg hinauf, mitten durchs Jagdrevier
Vom Bahnhof aus geht es zu Fuß weiter und hierbei ist der 103 m hohe Tempelberg zu bezwingen, doch sobald das Schloss auftaucht, sind alle Strapazen vergessen. Das Jagdschloss Granitz entpuppt sich als zweigeschossiger verputzter Backsteinbau, mit von Zinnen gekrönten Ecktürmchen und einem imposanten Schlossturm. Über die mit Ehrfurcht gebietenden Wolfshunden verzierte Freitreppe geht es ins Innere und hier zeigt das Schloss, warum es ein Jagdschloss ist: Allerhand Trophäen lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass die ehemaligen Besitzer bei der Jagd in den umliegenden Wäldern reiche Beute machten und ihrem Hobby leidenschaftlich frönten. Kaum eine Wand, die nicht mit Dutzenden von Geweihen oder ähnlichem verziert ist. Und ein Blick auf die in Schaukästen ausgestellten Waffen belegt unmissverständlich, womit die Beute erlegt wurde.
Altes Schloss in strahlendem Glanz
Für die um 1980 durchgeführte Restauration und Neugestaltung des Schlosses wurden knapp 8 Millionen Euro verwandt und das Ergebnis ist atemberaubend. Die Räume sind prächtig ausgestattet und das bis ins kleinste Detail. An den Wänden finden sich Marmor, Stuck und Hölzer, in den Räumen historische Möbel, edle Wandbespannungen und Gemälde sowie farbenprächtige Deckenmalereien. Sogar die verzierten Türklinken sind sehenswert oder das edle Tafelsilber auf dem Tisch, das den Anschein erweckt, als würde gleich zum Essen geläutet.
Schinkels berühmte gusseiserne Treppe
Auch Friedrich Schinkel hat sich im Jagdschloss verewigt – und zwar in Gestalt der gusseisernen Treppe, die in schneckenförmigen Windungen hinauf in den prächtigen Schlossturm führt. Die Treppe ist selbst eine kleine Berühmtheit, hat sie es doch in zahlreiche Reiseführer geschafft und gehört zu den wohl beliebtesten Fotomotiven im Schloss. 154 Stufen sind zu erklimmen – die Anzahl der Stufen ist jedoch nicht die einzige Herausforderung. Baumeister Schinkel hat die Stufen und das Treppengeländer mit einem filigranen Ornamentmuster durchbrechen lassen und so fällt der Blick beim Auf- und Abstieg bis zu 144 Meter in die Tiefe. Ein grandioser Anblick sowohl von oben als auch von unten – das jedoch nur, wenn man zu den Glücklichen gehört, die schwindelfrei sind. Wer den Treppenaufstieg geschafft und alle Hindernisse überwunden hat, wird auf der Aussichtsplattform mit einem fantastischen Blick über die Insel und das Biosphärenreservat Südost-Rügen belohnt: Buchen und Traubeneichen, Rapsfelder, Wiesen und Seen, soweit das Auge reicht.
Heute beherbergt das Jagdschloss Granitz wechselnde Ausstellungen und auch für Konzerte wird das Anwesen gerne genutzt. Vor allem der mit Holz verkleidete Prunksaal wird aufgrund seiner Akustik von Musikern und Zuhörern geschätzt.
Wie bei allen Schlössern ist es die wunderbare Aussicht aus der „Vogelperspektive“ über die Umgebung, die den Schlossbesuch abrundet.
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