Wenn die Natur langsam aus ihrem Winterschlaf erwacht und sich die ersten Knospen vorsichtig aus der Erde kämpfen, kündigt sich langsam der Frühlingsbeginn an. Mit ihm stimmen Hase, bemalte Eier, Küken und Co. auf das Osterfest ein. Zusammenkommen, kochen, lachen, in die Natur fahren, viele Menschen nutzen Ostern, um sich mal wieder mit Freunden oder der Familie zu treffen. Für Christen gehört es zu den wichtigsten Festen im säkularen Jahreskalender. Vor allem in stark religiösen Italien ist das Osterfest – italienisch auch „Pasqua“ genannt – eines der bedeutendsten Ereignisse überhaupt. Hier stehen religiöse Rituale wie etwa Prozessionen im Mittelpunkt der Feierlichkeiten.
Wer macht das größte Schokoladenei?
Eier – sie gelten oft als heidnisches Fruchtbarkeitssymbol – gehören zum wichtigsten Bestandteil des deutschen Osterfestes. Ob als Dekoration auf der festlich gedeckten Tafel oder als klassischer Dessertklassiker – das Runde ist ein Muss. Dabei ist auch das kunstvolle Gestalten ein wichtiges Ritual in vielen Familien. Beklebt, bunt bemalt oder eingefärbt, das naturbelassene Ei auf der Ostertafel – undenkbar! Zwar spielen Eier auch beim toskanischen Osterfest eine Rolle, doch ist diese eher untergeordnet. So werden im ganzen Land keine Eiersuchen veranstaltet. Auch bunte Eier sind eher selten und vor allem bei Urlaubern oder Eingewanderten zu finden. In Italien kommen Eier vor allem in bunten Papier- oder Plastikverpackungen daher. Die überdimensionierten Schokoladeneier warten des Öfteren mit einer kleinen Überraschung in ihrem Inneren auf. Klassische Varianten der italienischen Ostereier sind in jedem Supermarkt erhältlich, wer es besonders möchte, bestellt sein Exemplar beim Konditor und lässt es anschließend gleich vom Priester des Vertrauens segnen. Noch etwas extravaganter geht es beim alljährlichen Osterei-Wettbewerb zu. In Castiglione in Teverina versucht die örtliche Schokoladenfabrik ihren eigenen Schokorekord aus dem Vorjahr zu knacken. Das fertige Osterei kann nach der Vollendung schon mal eine Größe von 2,50 Metern annehmen. Nach dem Wiegen wird die Schokolade auf der Piazza an hungrige Schleckermäuler verteilt.
Italienischer Nachtisch-Klassiker „Schiacciata di pasqua“
Der Karfreitag ist in Italien kein Feiertag, auch die Gerichte an diesem Tag sind eher unspektakulär. Häufig werden leichte Fischgerichte serviert; Süßigkeiten jeglicher Art sind nicht gern gesehen. Typisch sind jedoch gesegnete Eier, die in der Mitte des Tisches platziert werden. Der Ostersonntag wird mit einem mehrgängigen Mittagessen eingeläutet, in Italien nennt man es auch „Pranza di Pasqua“. Im Mittelpunkt des Hauptgerichts steht das Osterlamm, begleitet von Ofenkartoffeln. Aber auch herzhafte Blätterteiggerichte, Lasagne oder deftige Kuchen kommen gerne auf den Tisch. Als süßer Abschluss ist der Osterkuchen „Colomba Pasquale“ sehr beliebt. Das Hefeteiggebäck verführt mit einer Mandelkruste, aromatischen Rosinen und kandierten Früchten. Oft ist es in Anlehnung an Jesus wie eine Taube geformt. Eine weitere typische Nachttischspezialität der Toskana ist der „Schiacciata di pasqua“, ebenfalls ein Hefeteiggebäck. Es wird mit Olivenöl und Vin Santo gebacken; für die passende Würze sorgt Anis. Da es mit weniger Eier und Fett auskommt als die Colomba, erinnert es eher an ein süßes Brot.
Das kleine Ostern
Die Karwoche wird mit dem Ostermontag beschlossen. Jetzt ist die Zeit für besinnliche Stunden im Kreis der Familie gekommen. Italiener haben nun die Gelegenheit, all die fetten und süßen Leckereien der vergangenen Tage bei einem Spaziergang sackenzulassen. Der gemeinsame Ausflug findet im Familienpicknick seinen Höhepunkt, in Italien wird dieses auch „Pasquetta“, also kleines Ostern genannt. Auf Klappstühlen oder bunten Decken kann die erwachende Natur beobachtet werden. Dank des milden mediterranen Klimas genügt oft ein dünner Pullover für den Ausflug. Wer mag, wagt ein kleines Tänzchen oder füllt seinen Magen mit weiteren italienischen Leckereien. Typisch ist etwa die Torta di Pasquetta, ein herzhafter Blätterteigkuchen. Auch gekochte Eier, Speiseeis oder Ricotta werden gern verzehrt.
In südlicheren Gegenden Italiens landen hingegen eher Reiskuchen im Picknickkorb.