Rom Tiber – Foto: Pixabay, CC0

Wie eine Schlange windet sich der Tiber durch Rom und teilt die Stadt. Der Fluss ist es, der „in ihrer Mitte wunderbar luftige Räume öffnet“ schwärmt Pier Paolo Pasolini 1957 über die Schönheit – aber auch Hässlichkeit – der Stadt. Die italienische Metropole lebt von ihren schroffen Gegensätzen, irritierenden Schichtungen, von lebendiger Vielfalt und natürlich ihren Mythen, die sich durch die Jahrtausende ziehen. Welche Stadt kann das schon von sich behaupten?

Rom Collosseum – Foto: Pixabay, CC0

Auf östlicher Seite des Tiberufers zeigt sich Rom in antiker architektonischer Größe, oder zumindest, was die Jahrtausende davon übrig gelassen haben: das Colosseum mit Forum Romanum und Palatino, die Caracallathermen, der Pantheon, einst antiker Tempel und heute katholische Kirche, die Diocletiansthermen und die Klosterkirche S. Maria Degli Angeli: Römische Antike meets Renaissance – und niemand Geringerer als Michelangelo Buonarotti, damals schon im Greisenalter, verband antikes Gemäuer mit der Baukunst der Renaissance.

Und vieles mehr: die Villa Borghese, der größte öffentliche Park Roms, eine grüne Lunge im Häusermeer,  Erholungsort für alle Stadtmüden. Aber sogleich wartet die Galleria Borghese mit Meisterwerken von Caravaggio, Raphael oder Lucas Cranach, die Erholung mündet in Kunstgenuss.

Das Kapitol, einst heiliger Ort der römischen Götter und Zielpunkt zahlreicher Triumphzüge der Cäsaren, ist heute politisches Zentrum der Stadt mit Sitz des Bürgermeisters und der Stadtverwaltung. Es waren die kapitolinischen Gänse, die 387 v. Chr. aufgeregt schnatternd den nächtlichen Angriff der Gallier meldeten – und die Stadt retteten, so erzählt es zumindest die Legende. Dem Platz sieht man seine antike Geschichte nicht mehr an – dafür sorgten die Verwüstung der Stadt durch rebellierende Truppen Karls V.,  im sacco di roma, und danach die Architekten der Renaissance. Sie bauten den Platz in neuem Gesicht wieder auf, unter ihnen Michelangelo, der vielerorts in Rom Baugeschichte schrieb.

Rom Stadt – Foto: Pixabay, CC0

In den Musei Capitolino – den Kapitolinischen Museen – strahlt der Glanz der Antike ungebrochen. Einzigartige Kunstwerke werden dort ausgestellt. Die berühmte Statuengruppe „Amor und Psyche“ oder „Der Dornenauszieher“, aber auch die grazile „Kapitolinische Venus“, die erst im 17. Jahrhundert gefunden wurde. Und dann der „Sterbende Gallier“: Eine Marmornachbildung eines ursprünglich in Bronze gegossenen Originals, das verloren gegangen ist. Sie zeigt einen verwundeten Krieger. Sein Blick changiert zwischen Erstaunen, Schmerz und Schicksalsergebenheit und ist eine berührende, zu Stein gewordene Darstellung des Mysteriums von Leben und Tod, des (künstlerischen) Blickes auf das (kulturell) Fremde – vor mehr als zweitausend Jahren. Die Kapitolinischen Museen schrieben selbst Geschichte. Sie wurden 1471 dem Publikum geöffnet und gelten somit als älteste öffentliche Sammlung.

Viele Mythen ranken sich um Rom, und diesen Mythen zu folgen kann wie ein roter Faden durch die italienische Hauptstadt führen: der Mythos der römischen Antike, des einstigen Imperiums der Cäsaren, Legionäre, Sklaven – und natürlich der Frauen, die offen oder im verborgenen wirkten. Dann der Mythos der dunklen, heidnischen Antike mit Jupiter und Saturnverehrung, der Priesterinnen in den Vestatempeln oder der Mithräen als Zeugnisse des mystischen Mithras-Kultes. Auf den Spuren des frühen Christentums, der Katakomben, der Christenverfolgungen, aber auch des langsamen und stetigen Aufstiegs bis zum Bau des Petersdoms, lassen sich weiteren Mythen folgen.

Dann die Verbindung von Antike und Renaissance, die sich vielfältig in Architektur und Kunstwerken niederschlägt. Das Ringen um die Deutungshoheit über das Wissens, das sich am 17. Februar 1600 in der Hinrichtung des Dominikanermönches Giordano Bruno – am Campo de’ Fiori – entschied. Welch fröhlich friedlicher Platz, auf dem man im Schatten der Sonnenschirme in einem der vielen Restaurants geruhsam seine Mittagszeit verbringen kann mit welch grausamer Geschichte. Ein Denkmal in der Mitte zeigt einen stolz blickenden Mann, der die Kapuze seiner Mönchskutte tief in die Stirn gezogen hat.

Rom Engelsbrücke – Foto: Pixabay, CC0

Den Tiber überqueren: beispielsweise via Engelsbrücke – wo selbst das Brückengehen zum Museumsbesuch wird. Rechts und links auf der Balustrade zieren Engel von Gian Lorenzo Bernini, dem berühmten Künstler des römischen Barock, den Weg. Die anmutigen, androgynen und zugleich herrschaftlichen Flügelwesen mahnen an die Passionsgeschichte Christi.

Das westliche Rom birgt den Vatikanstaat, das quirlige Stadtviertel Trastevere und die Engelsburg, mächtig thronend über der Tiberschleife. Ein festungsähnliches Gebäude, das die Zeichen der Umwidmung von antikem Mausoleum – es wurde in den Jahren 117 bis 138 n. Chr. erbaut – in ein christliches Refugium und später in ein öffentliches Museum integrieren konnte. Es war eine Engelsvision von Papst Gregor I. vor vielen Jahrhunderten, die dem Mausoleum des Kaisers Hadrian seinen jetzigen Namen verlieh, Castel Sant’Angelo.

Die linke Tiber Seite ist nicht weniger aufregend als die rechte, wird aber von anderen Geschichten geprägt. Der katholischen zum Beispiel, die im großen Gelände des Vatikan mit Petersdom, den Vatikanischen Museen und der Sixtinischen Kapelle – eine Welt für sich – ihren Ausdruck findet. Seit 1377 ist der Vatikan die Residenz des Papstes, seit 1927 ist er sogar als eigener Staat, Vatikanstadt, anerkannt. Millionen Gläubige pilgern jährlich zum Petersdom und auf den Petersplatz, um den Papst zu erleben. Millionen Kunstinteressierte besuchen jährlich die  architektonischen und künstlerischen Zeugnisse vergangener Jahrhunderte. Die vatikanischen Gebäude sind immens in ihrer Größe und Anzahl der Zimmer, Säle, Kappellen, Bibliotheken. Sie zeugen vom unermesslichen Reichtum, der über Jahrhundert gesammelt wurde. Vieles davon bleibt der Öffentlichkeit verschlossen.

Allgemein zugänglich sind die Vatikanischen Museen, das Chiaramonti-Museum und das Pio-Clemento-Museum zum Beispiel, die wertvolle antike und altägyptische Statuen und Steinplatten mit heidnischen oder christlichen Inschriften beherbergen. Die Sammlung der Vatikanischen Pinakothek umfasst Meisterwerke altitalienischer und byzantinischer Künstler, Maler der Spätrenaissance und des Barock bis hin zu Werken bedeutender Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts. Ein Prunkstück des Vatikans ist die Sixtinische Kapelle, mit dem berühmten Fresko des Weltgerichts von Michelangelo und vielen anderen Meisterwerken.

Weiter südlich von Vatikanstadt liegt Trastevere, das quirlige Viertel mit engen Gassen, verwinkelten Plätze, Blumentöpfen an den Hausmauern und zahlreichen Kirchen. Trastevere war einst Arbeiterviertel, in dem Armut aber auch Lebenslust und Überlebenskunst regierten – um mal wieder einen der zahlreichen Mythen in und um Rom aufzugreifen. Heute ist Trastevere begehrtes Ausgehviertel, bunter Kontrast zur Aura des Sakralen des Vatikan. Für Trastevere berühmt ist neben den zahlreichen Restaurants, Boutiquen, Plätzen auch der sonntägliche Flohmarkt auf der Porta Portese.

Trastevere – jenseits des Tibers – die Namensgebung spiegelt die Perspektive der Antike deutlich wider, war einst Anlaufpunkt der Ausgegrenzten. Juden hatten mehrere Synagogen und Christen lebten dort, als sie noch nicht anerkannt und von römischer Seite verfolgt wurden. Bezeichnenderweise steht die älteste Basilika Roms, S. Maria in Trastevere. Sie wurde vermutlich an Stelle einer der ersten christlichen Hauskirchen, die im zweiten Jahrhundert in Rom entstanden, gebaut.

Das mag manchen Stadtplaner von heute zur Verzweiflung treiben. Überall antike Steine, geschichtsträchtiger Boden, Katakomben, Renaissancefresken, unersetzbare Kunstschätze. Mit der Bürde einer vermutlich mindestens dreitausendjährigen Siedlungsgeschichte, die von politischen, gesellschaftlichen, religiösen und kulturellen Umstürzen – von Aufstiegen und Niedergängen – erzählt, ist Rom heute eine pulsierende Metropole des 21. Jahrhunderts. Sie muss sich, wie alle anderen Metropolen auch, den Herausforderungen der Globalisierung und Transformation stellen. Rom beherbergt heute 2,7 Millionen Einwohner – die touristischen Rombesucher nicht mitgezählt.

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