An ihr scheiden sich die Geister. Auf den ersten Blick könnte man meinen, ein Ufo hätte sich im Tiergarten niedergelassen, so futuristisch erscheint der Bau mit seiner charakteristischen Dachkonstruktion. Nicht von ungefähr wurde hier u.a. der Science-Fiction-Film Æon Flux mit Charlize Theron in der Hauptrolle gedreht. Und so erntet das vom Architekten Hugh Stubbins entworfene Gebäude im Stil der Neuen Sachlichkeit entweder begeisterte oder entgeisterte Blicke – lauwarme Reaktionen sind selten. Die Rede ist natürlich von der Kongresshalle. Oder dem Haus der Kulturen der Welt. Besser bekannt ist das Bauwerk allerdings als: die „Schwangere Auster“. Wie die Kongresshalle zu ihrem ausgefallenen Spitznamen kam, erklärt sich beim Blick auf die Dachkonstruktion.

Das Dach der Auster - Foto: Ole Klemm / Pixelio.de (rkn)
Das Dach der Auster – Foto: Ole Klemm / Pixelio.de (rkn)

Das Kreuz mit dem Dach

Gerade diese Dachkonstruktion war es allerdings auch, die im Lauf der Jahre immer wieder Beachtung forderte – leider die von Statikern, Architekten und Bautrupps, denn ein so schwungvolles Dach aus Spanbeton war scheinbar nicht für die Ewigkeit gebaut. Gestiftet wurde die 17 Millionen DM teure Kongresshalle 1957 von den Amerikanern. Als „Symbol der Freiheit des Gedankenaustauschs“ und auch als Zeichen der Freundschaft zwischen Deutschland und Amerika, die unzerbrechlich sein sollte. Und dann stürzte im Mai 1980 das Dach ein. Ein Teil der 600 Tonnen schweren Dachkrempe war auf die Terrasse gekracht. Lange wurde Ursachenforschung betrieben, ehe Korrosion und Materialermüdung als Unglücksursache ermittelt wurde. Auch scheuten sich die Verantwortlichen, das teure Wiederaufbauprojekt in Angriff zu nehmen, zumal mittlerweile die ganze Halle als einsturzgefährdet galt. 1984 folgt der Wiederaufbau unter Federführung der Architekten Hans-Peter Störl und Wolf-Rüdiger Borchardt. Mit leichten, der Sicherheit geschuldeten Konstruktionsänderungen wurde das Gebäude, das mittlerweile Haus der Kulturen der Welt heißt, wiedereröffnet – die Baumaßnahmen verschlangen ca. 25 Millionen DM. Später folgen erneut aufwändige Baumaßnahmen und im Jahr 2007 die dritte Wiedereröffnung.

Ein Platz für die Kulturen der Welt

Damals stieß das Geschenk mit dem eigenwilligen Design nicht überall auf Begeisterung und vielen war es gar ein missgestalteter Dorn im Auge. Publizist und Architekturkritiker Wolf Jobst Siedler beispielsweise sah in dem Bauwerk eher „einen Nierentisch“ – so zu lesen im Spiegel 4/1984. Mittlerweile haben die Berliner und ihre Besucher Frieden mit der „schwangeren Auster“ geschlossen. Heute beherbergt die ehemalige Kongresshalle in Berlin zeitgenössische Kunst, zudem finden Konzerte und zahlreiche andere Veranstaltungen in den Räumlichkeiten statt – das ausführliche Programm kann auf der Website des Hauses eingesehen werden.

Seitenansicht der Schwangeren Auster - Foto: Ole Klemm / pixelio.de (rkn)
Seitenansicht der Schwangeren Auster – Foto: Ole Klemm / pixelio.de (rkn)

Haus der Kulturen der Welt

John-Foster-Dulles-Allee 10
10575 Berlin
Öffnungszeiten: täglich von 10-19 Uhr
http://www.hkw.de/de/index.php