Es ist ein Paradies für alle, die das Ursprüngliche lieben. Schroffe Berge, urige Kiefernwälder, idyllische Buchten und dann wieder Olivenhaine, Trauben, Orangen und Zitronen zum Greifen nah sowie friedlich am Wegesrand grasende Esel und malerische Dörfchen wie aus einer anderen Zeit. Nicht umsonst wurde die Serra de Tramuntana zum UNESCO-Welterbe ernannt. Und wer die faszinierende Bergwelt Mallorcas erkundet, erkennt schnell, dass die größte der Baleareninseln weitaus mehr zu bieten hat, als es scheint, und dass es absurd ist, diese facettenreiche Insel auf den Ballermann und seine Begleiterscheinungen zu reduzieren.

Auf der Route der Trockensteinmauern durch die mallorquinische Bergwelt

Der GR 221, ein im Jahr 2000 ins Leben gerufener und somit noch relativ junger Fernwanderweg durch das Tramuntana-Gebirge , gehört zu Recht zu den „Top-Ten-Trails“. Der Weg führt durch zum Teil unberührte Natur, über atemberaubende Hochebenen sowie durch sanfte Hügellandschaften. Immer wieder bietet sich ein spektakulärer Blick auf das Meer und dazu eine faszinierende Flora, die weit über die legendäre Mandelblüte hinausgeht. Schon Frédéric Chopin ließ sich von dem vielfältigen Farbenspiel und den betörenden Düften von Kräutern und Wildblumen verzaubern. Darüber hinaus locken mit dem Kloster Lluc historische Kulturdenkmäler sowie malerische Dörfchen wie Valldemossa oder Sóller, in denen der Wanderer nicht nur eine Reise in vergangene Zeiten macht, sondern auch die landestypische Küche genießen kann – kein Wunder also, dass diese Route so beliebt ist.

Die Wege sind überwiegend gut ausgeschildert, lediglich am Anfang der Route zwischen Port d’Andtratx und Estellencs sowie bei Valldemossa fordern Steinmarkierungen anstelle der sonst üblichen Beschilderung erhöhte Aufmerksamkeit. Ebendiesen Steinmarkierungen und Trockensteinmauern verdankt der Fernwanderweg übrigens auch seinen Beinamen „Ruta de pedra en sec“, was übersetzt „Die Route der Trockensteinmauern“ bedeutet.

Die Route: Von Port d’Andratx nach Pollença

Ausgangspunkt der ca. 150km langen Tour, für die erfahrene Wanderer gute 8 Tage veranschlagen, ist das südlich gelegene Port d’Andratx. Von dort aus geht es unter anderem über Sant Elm, Coll de sa Gramola, Estellencs, Banyalbufar, Valldemossa, die Herberge Can Boi, Deià, Port de Sóller, Sóller, Biniaraix, Cúber, die Herberge Son Amer, Lluc sowie die Herberge Pont Romà und in Pollença endet die Wanderung.

Die Wanderwege zeigen sich ausgesprochen abwechslungsreich und so ist von der asphaltierten Straße bis hin zum schmalen Bergweg alles dabei. Gewandert werden kann nahezu ganzjährig, empfehlenswert ist es allerdings, die heißen Sommermonate auszuklammern. Gut zu wissen: Wer die Tour nicht am Stück erwandern möchte, kann sie auch bequem gliedern und den eigenen Bedürfnissen anpassen. Fast alle Einzeletappen sind auch per Bus oder Taxi zu erreichen. Es spricht also nichts dagegen, sich vorab um eine entsprechende Unterkunft zu kümmern und ein wenig länger in den einzelnen Orten zu verweilen.

Gut geplant, entspannter gewandert

Auch wenn die Wettervorhersagen immer treffender werden, sollten sich die Wanderer besonders in den Gebirgslagen darauf einstellen, mit verschiedensten klimatischen Bedingungen konfrontiert zu werden. Ausreichender Sonnenschutz sowie wind- und wetterfeste Kleidung und robuste Bergstiefel sind ebenso Pflicht wie die richtige, den Gegebenheiten angepasste Ausrüstung. Und so reizvoll sich die Wanderroute auch zeigt, so gehört sie aufgrund der zu bewältigenden Höhenunterschiede von bis zu 700 Metern doch zu den anspruchsvollen Touren, die ein Mindestmaß an Kondition voraussetzen. Zudem ist auf den oftmals sehr schmalen Bergwegen eine gewisse Schwindelfreiheit und Trittsicherheit vonnöten, um die Wanderung wirklich genießen zu können.

Ebenfalls vorab zu klären ist die Frage der Übernachtungen. Konzipiert wurde der Wanderweg als Hüttenwanderweg, was bedeutet, dass die jeweiligen Berghütten (Herbergen oder Refugis) auch als Etappenziel betrachtet werden können. Diese oftmals sehr schlicht gehaltenen Berghütten, von denen es derzeit entlang der Wanderroute fünf gibt – so unter anderem in Port de Sóller, Lluc und Pollença – erfordern jedoch fast immer eine Vorabbuchung, weswegen Kurzentschlossene buchstäblich vor verschlossenen Türen stehen.

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