Wer es mit der Grande Traversata delle Alpi – kurz GTA – aufnehmen möchte, stellt sich einer echten Herausforderung. Auf rund 1000 Kilometer geht es durch die Alpen, dabei sind 65.000 Höhenmeter zu bewältigen. Für diese Strapazen wird der Wanderer allerdings auch mit atemberaubenden Aus- und Einblicken sowie einem fantastischen Panorama belohnt. Zudem bieten nur wenige andere Wandertouren die Möglichkeit, die Region und ihre Menschen so intensiv und authentisch zu erleben.
Auf alten Maultierpfaden durch Schmugglerdörfer
Der Reiz dieser Route liegt in ihrer Einsamkeit und Ursprünglichkeit; nicht umsonst wird die zu durchwandernde Region auch als „Wilder Westen“ bezeichnet. Die Grande Traversata delle Alpi ist keine Route für die, die luxuriöse Hüttenromantik oder mondäne Chalets suchen und es gibt keine eigens für den Tourismus erschaffene Welt.
Gewandert wird überwiegend einsam auf alten Maultierpfaden oder Schmugglerwegen und hierbei so manch abgelegenes Schmugglerdorf durchquert. Auch Jagdschlösser, alte Mühlen, Bogenbrücken und andere steinerne Zeugen der Geschichte werden passiert, gerastet wird abseits der touristischen Zentren in Taldörfern mit der ihnen eigenen, langsam gewachsenen Infrastruktur. Proviant ist im kleinen Dorfladen, frisch vom Bauern oder direkt in der Käserei erhältlich. Und übernachtet wird nicht in einer Herberge am Wegesrand, sondern meist in authentischen Unterkünften im nächsten Dorf – also in kleinen Gasthöfen oder Pensionen, in Pfarrhäusern oder auf Bauernhöfen. Hier lassen sich Kontakte zu den Einheimischen knüpfen, die einem sonst oft verwehrt bleiben.
Auch der Genuss kommt nicht zu kurz, denn die Grande Traversata delle Alpi ist eine Route für Genießer und das nicht nur aufgrund der traditionellen Gerichte. Hier kommen die regionalen Köstlichkeiten frisch vom Feld auf den Tisch, das Fleisch entstammt artgerechter Haltung und das Brot ist beinahe noch ofenwarm. Und es ist genau diese wunderbare Mischung aus Natur, Genuss und Gastfreundschaft, die diese Route zu einem Erlebnis für Leib und Seele macht.
Vom Piemont nach Ligurien
Als Einstieg der Route gilt Molini die Calasca. Von dort geht es weiter über den piemontesischen Westalpenbogen, die Walliser Alpen, die Grajischen Alpen, die Cottischen Alpen, die Seealpen und die Ligurischen Alpen bis zum Endpunkt der Tour in Viozene, nahe der ligurischen Grenze. Die GTA besteht in ihrer Gesamtlänge aus 65 Etappen – einige von ihnen sind recht lang, so dass Fußmärsche von bis zu 8 Stunden zu absolvieren sind. Da die Tour oft über hohe Pässe führt und diese wiederum recht oft von Tälern durchschnitten werden, ist die Wanderung buchstäblich ein Auf und Ab und so erklären sich auch die 65.000 Höhenmeter, die es zu bewältigen gilt.
Gut geplant, entspannter gewandert
Vom technischen Anspruch her gilt die Route bei erfahrenen Wanderern nicht als besonders schwierig, die Länge und die Höhenunterschiede setzen jedoch Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit voraus. Neben der richtigen Ausrüstung für diese subalpine Region – die auch Schlafsack und Zelt beinhalten sollte – gehören unbedingt ein Kompass sowie idealerweise GPS ins Gepäck. Zwar ist die Route markiert, die gelegentlich auftauchenden Unregelmäßigkeiten machen die Orientierung bisweilen jedoch nicht ganz einfach. Aufgrund der Länge der Route, die eines Tages auf 70 Etappen verlängert werden und bis zum Mittelmeer führen soll, ist es sinnvoll, sie in bequeme Teilziele zu gliedern und vielleicht einfach auch ein wenig länger in den verschiedenen Regionen zu verweilen. Es steht schließlich nirgendwo geschrieben, dass die Grande Traversata delle Alpi im Stück bewandert werden muss.