Die Juister nennen ihre Insel Zauberland. Dem werden Sie besonders im Winter sofort recht geben. Nur auf den ersten Blick liegt die Insel im Winterschlaf. Entspannung und Ruhe finden Sie in jedem Fall, doch Sie merken auch, dass Juist auf keinen Fall verschlafen ist. Urlauber sollten sich mit Fernglas und Kamera bewaffnen. Während im Herbst Millionen Zugvögel im Wattenmeer rasten, bevor sie in wärmeren Gefilden den Winter verbringen, lassen sich auch während der kalten Jahreszeit zahlreiche Vögel und andere tierische Bewohner auf Juist antreffen und beobachten.
Vögel auf Juist im Winter
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Spazieren Sie im Winter über die Insel, bleiben Sie nicht lang allein. Touristen sind zwar Mangelware geworden, dafür setzen sich die Möwen lautstark in Szene. Am Futterhaus streiten die frechen Spatzen um jedes Korn, was zu Boden fällt gehört dem Fasan. Nicht zu überhören sind auch arktische Nonnengänse, die sich Juist als Winterquartier ausgesucht haben.
Die Ringelgans als Wintergast
Begegnet Ihnen eine recht kleinwüchsige graue Gans mit schwarzem Hals, sind Sie einem regelmäßigen Wintergast im Wattenmeer begegnet. Ringelgänse bleiben von September bis Mai auf der Insel. Auf dem Speisezettel stehen Algen, Seegras und die Pflanzen auf den Salzwiesen. Die Ringelgans kann auf Juist gut überleben und benötigt als einzige Gans kein Süßwasser als Trinkwasser. Oberhalb der Augen besitzen die Tiere Drüsen, die das aufgenommene Salz ausscheiden.
Ab Mitte Oktober können Sie zahlreiche Ringelgänse auf Juist antreffen. Hunderte Gänse machen dann regelmäßig auf dem Billpolder und den Salzwiesen des West- und Osthellers Station. Möchten sie mehr über diesen regelmäßigen Wintergast auf Juist erfahren, schauen Sie in der Infohütte am Kalfamer vorbei.
Der Strandpieper – ein schüchterner Gast
Der Strandpieper spielt sich nicht in den Vordergrund und gilt doch als heimlicher Star unter den gefiederten Bewohnern des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Strandpieper sind eher unauffällige Vögel und halten sich lieber zurück. Die Vögel sind braungrau gefärbt und perfekt getarnt. An den felsigen Küsten Skandinaviens brüten Strandpieper in Felsenhöhlen auf Seetang. Mit seinem spitzen Schnabel macht der Strandpieper Jagd auf Kleintiere. Im Herbst wird die Nahrung an den Brutplätzen knapp und die Vögel steuern das Wattenmeer an. Die Strandpieper durchstreifen die Salzwiesen und spüren dort Flohkrebse auf. Damit ist der Strandpieper als Singvogel, der sich auf die Jagd nach kleinen Krebsen macht absolut einmalig.
Vogelbeobachtung auf Juist
Sie können eigentlich ganzjährlich auf Juist Vögel beobachten. An einem klaren und recht windstillen Tag, lohnt es, zum Himmel zu schauen. Zwischen Januar und März fliegen die Tiere in Richtung der Brutgebiete.
Möchten Sie Vögel beobachten, sollten Sie zum Frühaufsteher werden. Singvögel sind früh am Morgen oder noch in der Nacht unterwegs. Watvögel lassen sich ganztags beobachten. Bei Niedrigwasser müssen Sie eine Kamera mit ausreichend Zoom verwenden. Einfacher gestaltet sich das Ganze bei Hochwasser. Dann können die Vögel an den Stränden und in den Salzwiesen beobachtet und fotografiert werden.
UnD sonst so…
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Als am GEO-Tag der Artenvielfalt untersucht wurde, wie viele Tierarten auf Juist vorkommen, staunte man nicht schlecht. Im Jahre 2016 kam man dabei auf 71 Vogelarten, auf 70 verschiedene Käferarten und 54 Arten von Schmetterlingen. Damit gibt es eigentlich immer etwas zu beobachten, wenn sich auch die meisten tierischen Bewohner der Insel im Winter rarmachen.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde auf Juist ein vielversprechendes Experiment gestartet. Es wurden Rehe ausgesetzt. Diese trafen auf der Insel keine natürlichen Feinde an und entwickelten sich daher prächtig. Nachkommen dieser Tiere leben noch heute auf Juist und sie sind beinahe zahm geworden. Es kann durchaus vorkommen, dass Rehe die Strandpromenade überqueren oder sich in den Gärten der Häuser an der Billstraße einfinden. Halten Sie die Kamera bereit.
Pferdestärken lassen sich auf Juist an einer Hand abzählen. Pferdekutschen sind auf der autofreien Insel allgegenwärtig. Sie begegnen Pferdetaxis, Pferdebussen und Pferden, die für die Müllabfuhr zuständig sind. Pferdefans haben ganzjährlich Gelegenheit, den Tieren näherzukommen oder auch auszureiten.
Westlich der Insel befindet sich ein größerer Wurfplatz für Kegelrobben. Seehunde werfen im Sommer, Kegelrobben dagegen erst im Herbst und Winter. Der Nachwuchs wird auf den Dünen abgelegt und dort gesäugt. Mit etwas Glück werden Ihnen auch hier eindrucksvolle Aufnahmen und Beobachtungen gelingen.
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Und noch Me(e)hr: Juist und seine Small Five
Das Wattenmeer ist ein spannender Lebensraum. Auf nur einem Quadratmeter Boden lassen sich folgende tierischen Bewohner finden:
- etwa 100 Wattwürmer
- zirka 2.000 Herzmuscheln
- fast 4.000 Schlickkrebse
- unglaubliche 100.000 Wattschnecken
- gigantische 2,5 Millionen Sandlückentiere
Die Big Five sind Ihnen vielleicht ein Begriff. Besuchen Sie Juist und setzen Sie sich mit den tierischen Bewohnern auseinander, werden Ihnen auch die Small Five bald etwas sagen.
Wir stellen die Tiere kurz vor:
Wattwurm: Fällt Ihnen beim Strandspaziergang ein an Spaghetti erinnerndes Häufchen auf, sind Sie dem Wattwurm nahegekommen. Dieser filtert die Nährstoffe aus dem Sand und hinterlässt die sandigen Hügel im Watt.
Herzmuschel: Herzmuscheln sind nützlich, denn sie filtern das Meerwasser und entziehen ihm seine Nährstoffe. Herzmuscheln bekommen Sie eher selten zu Gesicht, denn die Schnecken buddeln sich blitzschnell in den Sandboden.
Strandkrabbe: Strandkrabben sind dagegen allgegenwärtig und beinahe zu einem Symbol für die Nordsee geworden.
Wattschnecken: Schnecken sind langsam? Schauen Sie einer Wattschnecke zu, wie schnell Sie sich fortbewegen kann, wenn sie von den Wellen getragen wird.
Nordseegarnelen: Nordseegarnelen können Sie nicht übersehen. Sie werden beinahe zehn Zentimeter lang, sehen rundlich aus und besitzen lange Antennen.