Da geh ich also bei herrlichstem Sonnenschein durch mein geliebtes Warnemünde und gucke neugierig in den Gang eines Hauses und zack steht auch schon der Eigentümer neben mir. „Was machen Sie denn hier?“ Naja, was macht Frau SchüSchü wohl da?! Fotografieren, weil schöner Himmel, alte Sachen und überhaupt und sowieso….
Auf alle Fälle war der gute Mann ganz nett und meinte, ich kann mir ruhig auf dem Hinterhof den Birnbaum anschauen. Gesagt, getan! Und dort war noch ein netter Herr, der mir nämlich Folgendes erklärte: früher fand man in fast jedem Hinterhof von Warnemünde einen Birnenbaum.
An diesem hing dann eine Birne, in die die Leute Ihre auf Leinentücher geschriebenen Wünsche steckten in der Hoffnung, diese würden dann erfüllt werden. Einer der Hauptwünsche war wohl, dass der Birnbaum ihnen die Gicht nimmt, da sehr viele Leute unter dieser litten. Sie dachten, es käme von den feuchten und kalten Häusern, in denen sie wohnten – stimmt aber nicht! Schuld war der Hering! Sie aßen einfach zu viel davon, was die gute Gicht so richtig in Gang brachte. Ob die Leinenwunschzettel geholfen haben? Keine Ahnung, aber ich finde: EIN SCHÖNER BRAUCH
Überhaupt ist es die ganz große Liebe zwischen den Warnemündern und den Birnen. Nicht von ungefähr steht auch vor dem Heimatmuseum ein großer Birnbaum. Dieser erfüllt im Sommer Einheimischen und Urlaubern vor allem einen Wunsch: nämlich den nach wohltuendem Schatten.
Ansonsten spielen Birnen in der hiesigen Küche eine wichtige Rolle. Wobei so manche Kombination mit deftigen Gerichten recht gewöhnungsbedürftig ist … So auch die süßsauren Birnen mit Bratkartoffeln. Eher kann man sich da schon die karamellisierten Birnen mit Pumpernickel vorstellen. Ein Klassiker auf norddeutschen Tellern sind Birnen, Bohnen und Speck, auch als „Grööner Hein“ bekannt.
Übrigens sollen auch die Warnemünder Fischer, die den gichtfördernden Hering an Land bringen, seit 200 Jahren Birnen an Bord haben. Als Glücksbringer für eine sichere Rückkehr in den Hafen…