Wer den Ort La Aldea de San Nicolás an der Westküste Gran Canarias an einem 11. September besucht, könnte meinen, die Menschen hier seien verrückt. An diesem Tag versammeln sich jedes Jahr unzählige Inselbewohner am Strand, an welchem durch Überflutung bei Hochwasser ein Teich aus Meerwasser entsteht. In diesem kleinen Tümpel „stranden“ Meeresfische, wenn das Hochwasser zurückgeht.
Die Fischjagd ist eröffnet!
Alle Teilnehmer stellen sich an der weißen Startlinie rund um den See auf. Wenn der Bürgermeister um 17 Uhr mit einer Feuerwerksrakete den Startschuss gibt, stürzen sich alle in voller Kleidung, manche auch in Trachtenkleidung, in die Lagune, um mit bloßen Händen Fische zu fangen.
Ein Riesenspaß für Groß und Klein! Nach kurzer Zeit sieht man kaum noch das Wasser!
Profis haben auch einen Flechtkorb oder ein Netz dabei, um die Chancen auf Beute zu vergrößern, auch wenn diese oft nur winzig klein ist.
Wer die meisten Fische erwischt, ist der Sieger dieses bizarren Schauspiels. Das Spektakel wird zu einem großen Familienfest, denn anschließend werden die Fische gegrillt. Einheimische und Besucher feiern bis spät in die Nacht mit Verwandten, Freunden und Nachbarn. Ein Fest, das sich auf Gran Canaria großer Beliebtheit erfreut, im Jahr 2015 haben rund 20.000 Menschen an der Feier teilgenommen!
Wo kommt die kanarische Schlammschlacht eigentlich her?
Der Ursprung dieses Festes liegt im 18. Jahrhundert. Damals betäubten die Insulaner die in der Salzwasserlagune gefangenen Fische mit dem Saft von giftigen Pflanzen, wie der Wolfsmilch oder der Kratzdistel, um sie danach mit bloßen Händen aus dem Wasser fischen zu können. Dabei waren sie nur spärlich bekleidet, ein Anblick, der dem Bischof Francisco Delgado Venegas missfiel. Dieser befahl daraufhin, dass die Fischer Kleidung und Schuhe tragen müssen. Bei Zuwiderhandlung sollten sie eine Geldstrafe zahlen und für einige Tage ins Gefängnis gesperrt werden.
Daraus hat sich das Fest „Fiesta El Charco“ (übersetzt: Tümpelfest) entwickelt, das heute nicht nur viele Inselbewohner sondern auch Besucher und Schaulustige anzieht. Rund um den Höhepunkt des Festes am 11. September lockt ein breitgefächertes Festprogramm mit verschiedenen Musikkapellen, Tanz und buntem Feuerwerk, außerdem finden zeitgleich Messen und Prozessionen zu Ehren von San Nicolás statt.
Feriengäste sollten sich gut überlegen, ob sie nicht nur Zuschauer bleiben möchten, denn nach der aufregenden Fischjagd erinnern die Teilnehmer an Schlamm-Catcher. Wie gut tut jetzt ein erfrischendes Bad im Atlantik.