(Auszug aus dem Juist – KrimiBurnout. Für immer auskuriert“ von Alice Spogis)

„Es darf nicht wahr sein. Es war die falsche Dosis. Ganz sicher. Zu wenig. Anders ist es nicht zu erklären. Unkonzentriertheit. Wegen der Unterzuckerung, das wäre einleuchtend. Aber ich bin selbst schuld, war unachtsam. Muss es in Ordnung bringen. Jetzt bloß die Nerven behalten.

Gut, dass ich die Vorhänge zugezogen habe. Alle sind so vertrauensvoll. So kindlich unbedarft. Als wäre das hier ein sicherer Ort. Dabei gibt es keinen auf dieser Welt. Das Leben hat eiserne Klauen und kann dir jederzeit den Boden unter den Füßen wegreißen. Dir alles kaputtschlagen, was du hast, dein Lachen, dein Fühlen, deine Identität. Das Licht. Wer hier ist, muss das doch wissen. Ich weiß es. Und doch ist da immer diese Hoffnung. Bitte, bitte, ich tu, was du willst. Mach du nur, dass alles wieder gut wird.“

Eine ganz besondere Atmosphäre, erzeugt das Genre Krimi - Foto: Pixabay, CC0
Eine ganz besondere Atmosphäre, erzeugt das Genre Krimi – Foto: Pixabay, CC0

Mürrisch veranlagte Kommissare, eigenbrötlerische Seebären, der einsame Pferdekutscher, der den Mord an seinem Kollegen aufklären muss – und so selbst zum Ermittler wird. Außerdem: geheimnisvoll wirkende Sandformationen, eine ordentliche Prise Heimatgefühl und das Aha-Erlebnis, wenn man den Lieblingsort wiedererkennt – der perfekte Mix für einen spannenden Kriminalroman von der Insel ist zusammengerührt. Doch warum ist ausgerechnet die Ostfrieseninsel Juist eine so begehrte Krimi – Kulisse für Autoren?

Mord in den Dünen – Faszination Regional – Krimi

Eine einsame Insel mitten in den einsamen Weiten der Nordsee. Lange Nächte voller Geheimnisse und Versprechungen. Hinzu kommt die raue See und der stürmische Wind, der von außen an die Fenster schlägt und das Herz ordentlich zum Klopfen bringt.
Einheimische und wiederkehrende Gäste kennen sich meist untereinander, sodass der Täterkreis bei einem Verbrechen kaum größer ist als eine nachmittägliche Kaffeetafel. Cluedo-Feeling pur. Wer ist der Mörder und wo könnte er sich verstecken? In den Dünen, in einem selbstgebuddelten Sandloch oder doch bei Klaas in der Fischbude? Kein Wunder, dass Juist – Krimis immer beliebter werden. Doch woher kommen sie eigentlich?

Pionierin in Sachen Lokalkrimi ist Donna Leon, Erfinderin des Commissario Guido Brunetti. Die Krimi – Reihe nahm 1992 mit „Venezianisches Finale“ ihren Anfang, mittlerweile wurde die beliebte Serie sogar schon verfilmt. Heute gehen Krimis mit Lokalbezug millionenfach über den Ladentisch, Tendenz steigend. Der Tatort in der Nachbarschaft weist einen hohen Wiedererkennungswert auf. Sind die Spielorte bekannt, macht das Lesen gleich noch mehr Spaß. Zudem können sich die Leser mit den handelnden Figuren identifizieren, wenn sie aus der Nachbarschaft kommen. Erfolgreich sind vor allem jene Bücher, in denen es dörflich zugeht. Neben den Jacques Berndorfs Eifel-Krimis, sind es besonders die bayerischen Kommissare, die es den Lesern angetan haben. Kluftinger und Co. landen regelmäßig auf den Bestsellerlisten. Nach wie vor haben aber die Männer beim Ermitteln die Nase vorn. Nur langsam erobern auch die weiblichen Kommissare, Polizistinnen und die Männerdomäne.

Mystisch, die Nordseeinsel Juist eignet sich hervorragend als Krimi - Schauplatz - Foto: Pixabay, CC0
Mystisch, die Nordseeinsel Juist eignet sich hervorragend als Krimi – Schauplatz – Foto: Pixabay, CC0

Übersicht: Welche Juist – Krimis gibt es überhaupt?

  • Sandra Lüpkes

Sie lässt die Kommissarin Wencke Tydmers auf der Insel Juist ermitteln. Ihr Erstling „Die Sanddornkönigin“ (2001) thematisiert die Sanddornsaison auf dem Eiland. Zu den Nachfolgebänden gehören unter anderem „Der Brombeerpirat“ (2002), „Das Hagebuttenmädchen“ (2004) oder „Die Wacholderteufel“ (2006).

  • Regine Fiedler

Sie schreibt Juist – Krimis für Kinder. Begonnen hat Fiedler mit der Arbeit, nachdem sie das Töwerland – Krimi – stipendium gewonnen hatte. Im Laufe der Jahre sind viele weitere Auszeichnungen hinzugekommen. Zu den Tatorten, die in den Geschichten der Deichbande einer Rolle spielen, gehören das Küstenmuseum in Loog, der Hammersee sowie der Hafen. Wer jetzt Lust bekommen hat, kann in den Büchern „Geheimnisse im Rattenhaus“ (2010) oder „Verschwunden in den Dünen“ (2012) mehr von den ermittelnden Kindern lesen.

  • Regula Venske

Die vielseitig interessierte Schriftstellerin verlegte ebenfalls schon einige ihrer Krimis nach Juist: „Bankraub mit Möwenschiss“ (2008) sowie „Ju(i)st married“ (2007) spielt an prominenten Orten auf der Insel.

  • Dieter Ebels

Gleich der erste Krimi von Ebels, der sich hauptsächlich mit seiner Heimatstadt Duisburg schriftstellerisch auseinandersetzt, spielt auf der Insel. „Das Geheimnis des Billriffs“ (2010) sowie der Nachfolger „Die Bestie von Juist“ (2011) rücken einige der Juist-Highlights ins Zentrum, etwa das Nationalpark-Haus sowie Billriff.

  • Bettina von Cossel

Auch von Cossel begann an Inselkrimis zu arbeiten, nachdem sie das Stipendium gewonnen hatte. Die Produkte ihrer kreativen Auseinandersetzung mit der Insel können Krimi fans heute nachlesen: „Tod in den Dünen“ (2009), „Todkäppchen“ (2013)

  • Jan Zweyer

Sein erster Juist – Krimi inspirierte den Namen für das Juist – Krimi- Festival. „Tatort Töwerland“ (2001) spielt unter anderem im Lütje Teehuus oder am Kalfamer. Der Nachfolger „Töwerland brennt“ (2012) spielt ebenfalls wieder auf der Insel.

  • Tatjana Kruse

Die süddeutsche Krimi- Autorin, übrigens immer in Schwarz gekleidet, hat ihre mörderischen Bücher ebenfalls auf die Insel verlegt. Bislang ist von ihr dieser Juist – Krimi erschienen: „Pizza, Pasta, Sanddorngrog“ (2010).

  • Alice Spogis

Eigentlich vertrat Spogis Recht und Ordnung – nach einem Jura-Studium arbeitete sie als PR-Beratrerin – bevor, sie sich dem Schreiben zuwandte. 2013 erschien ihr erster Insel – KrimiBurnout – für immer auskuriert“ (2013).

  • Babara Saladin

Die Schweizerin arbeitet als Journalistin und Redakteurin, veröffentlicht aber auch Kriminalromane. Auf Juist spielt „Ein Hauch von Meer und Mord“ (2012).

Tatort Töwerland – Krimi – Festival auf Juist

Für alle Krimi – Fans hält die Insel ein wahres Schmankerl bereit. Seit 2005 findet auf der Insel das Krimi – Festival „Tatort Töwerland“ statt. Initiiert wurde es von der Juist-Autorin Sandra Lüpkes sowie dem Buchhändler Thomas Koch.

Im Rahmen des Festivals wird jedes Jahr ein Krimistipendium vergeben. Gefördert wird diese Auszeichnung vom SYNDIKAT – einer Gruppe deutschsprachiger Krimi – Autoren, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, deutsche Autoren zu unterstützen. Der Gewinner des Preises darf zwei Wochen auf der Insel verweilen, um hier an einem Kriminalroman zu schreiben. Die Kosten für die Fährüberfahrt, Verpflegung sowie die Unterkunft werden übernommen. Wenn der Roman beendet ist, muss der Stipendiat eine kostenlose Lesung durchführen. Außerdem muss die Insel Erwähnung im Vor- oder Nachwort finden.

Das elfte Krimi – Festival findet vom 09.-11. September 2016 an verschiedenen Veranstaltungsorten statt.

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