Bereits die Römer schätzten bis in das 4. Jahrhundert die wilde Schönheit der Amalfiküste an der sorrentinischen Halbinsel und hinterließen dort grandiose Villen mit herrlichem Blick auf das Meer. Bis in das 19. Jahrhundert hinein war die Gegend mit ihren steilen Küsten und romantischen Winkeln jedoch nur mühsam über die Berge oder auf dem Seeweg zu erreichen. Das änderte sich im Jahr 1857, als unter König Ferdinand V von Bourbon der Bau der „Strada Amalfitana“, der Küstenstraße, begonnen wurde. Sie wurde in einem unglaublichen technischen Kraftakt in den Fels gesprengt und geschlagen und folgt dem natürlichen Küstenverlauf.
Die heutige Amalfitana ist nichts für Angsthasen: Auf einer Höhe von etwa 100 Metern führt sie als teilweise nur einspurige Straße von Meta auf der Halbinsel Sorrent nach Vietri sul Mare bei Salerno. Steile Klippen auf der Seite, halsbrecherische Haarnadelkurven und rapide Steigungen und Absenkungen machen die Traumstraße, die eigentlich auf den profanen Namen „Strada Statale 163“ hört, zur Herausforderung für Fahrzeug und Fahrer.
Aber die Schönheit der Landschaft entschädigt für alle Schwierigkeiten der Amalfitana. 50 Kilometer lang begleitet sie die Küstenlinie und bietet einen atemberaubenden Meerblick. Glücklicherweise findet der Reisende immer wieder Haltebuchten und Aussichtspunkte entlang der Straße – ansonsten wäre die überwältigende Aussicht von der Amalfitana viel zu gefährlich. Capri, Ischia und Procida zeigen sich in ihrer ganzen Schönheit, im Golf von Salerno liegt die Inselgruppe Li Galli. Hier ließ schon Homer seinen Helden Odysseus auf die verführerischen Sirenen treffen, und auch heute noch entfaltet sich an dieser Stelle ein unglaublich schönes Panorama. Für viele beginnt erst hier, kurz hinter Positano, die „eigentliche“ Amalfitana, ein Wechselspiel von zypressenbewachsenen Hängen, malerischen Dörfern, beeindruckenden Schluchten und Viadukten aus römischer Zeit.
Die Fahrt entlang der Amalfitana verlangt jedem Fahrer eine Menge ab. Das macht regelmäßige Pausen notwendig: Amalfi, Minori und Maiori sind die einzigen Orte, an denen die Straße bis auf Meeresniveau absinkt; Positano und Praiano, liegen weit unterhalb der Amalfitana am Meer und laden zu einem Bummel durch die Gassen ein. Als Andenken und Mitbringsel sind vor allem die regionaltypischen glasierten Keramikprodukte beliebt; auch berühmte Limoncello wird hier in schön gestalteten Flaschen angeboten.
Ein besonderes Highlight entlang der Amalfitana ist Ravello mit seiner Aussichtsterrasse „Belvedere“. Von hier bietet sich dem Besucher ein atemberaubender Ausblick, der bei klarem Wetter bis nach Salerno reicht. Auch die Ausgrabungsstätten von Pompeji und Herculaneum liegen nicht weit von der Amalfitana und sind auf jeden Fall einen Abstecher wert.
Zu beachten ist, dass die Strada Amalfitana generell für Wohnmobile und Wohnwagen gesperrt ist; Reisebusse dürfen sie nur bis zu einer Länge von 10 Metern befahren.
Besonders zu empfehlen ist eine Tour entlang der Amalfitana im späten Frühling oder im Frühherbst, da es im Sommer schlicht zu heiß werden kann. Die Straße ist zudem bei so vielen Menschen beliebt, dass zu nationalen Feiertagen wie Ostern häufig auf ganzer Strecke Stau herrscht.