Warnemünde ist ein Seebad mit Geschichte. Lange Zeit spielte das kleine Fischerdorf im Schatten Rostocks keine große Rolle. Als die ersten Touristen kamen, wendete sich das Blatt und heute zählt das quirlige wie beschauliche Seebad zu den beliebtesten Destinationen an der Ostseeküste. Machen Sie sich nun mit den wichtigsten historischen Eckdaten vertraut und gehen bei ihrem nächsten Aufenthalt in Warnemünde auf Spurensuche.

Die Anfänge

Gehen wir etwa 1.000 Jahre zurück, war das Gebiet um Rostock von Slawen besiedelt. Unmittelbar an der Warnowmündung lässt sich die Besiedlung bis in das 8. Jahrhundert zurückverfolgen. Der erste historische Beweis dazu taucht im Jahre 1161 auf. Der dänische Geschichtsschreiber Saxo Grammaticus berichtete damals von einem Seekampf am „Gudacrafluss“, wie er die Unterwarnow bezeichnete.

Um 1200 wurde das Gebiet um die Warnowmündung von Friesen und Niedersachsen bewohnt. Diese gaben dem Ort sein Gesicht. Etwas davon blieb entlang des Alten Stroms lebendig. Die Architektur blieb bis in das 19. Jahrhundert hinein überschaubar. Es wurden lediglich zwei Straßenzüge bebaut, Vöörreeg, die Vorderreihe am Strom und Achterreeg, die Hinterreihe und heutige Alexandrinenstraße. Die Siedlung Warnemünde wird erstmals im Jahre 1252 urkundlich genannt. Rostock hatte ein Waldgebiet und Fischereirechte erworben.

Aufschwung und Niedergang

Warnemünde: Pixabay CC0, fotoAtelier-MARA

Im Jahre 1323 kaufte Rostock das kleine und unscheinbare Fischerdorf Warnemünde und sicherte sich dadurch den dauerhaften Seezugang. Die erste Vogtei wurde 1442 errichtet. Der heutige Bau stammt von 1605 und ist das älteste erhaltene Gebäude Warnemündes. In der alten Vogtei ist die Touristeninformation untergebracht. Nutzen Sie diesen Anlaufpunkt, um sich über das Angebot für Urlauber vor Ort zu informieren.

Ein im Jahre 1767 in der Achterreeg entstandenes Fischerhaus ist heute Sitz des Heimatmuseums. Hier können Sie einen lebendigen Ausflug in die Geschichte Warnemündes unternehmen und einige der hier genannten historischen Eckdaten anhand lebendiger Zeitzeugnisse wiederfinden.

Mitte des 16. Jahrhunderts drohte den Rostockern von Seiten Warnemündes wirtschaftliche Konkurrenz. Der Warnemünder Schifferstreit entbrennt. Warnemünde unterliegt und die Einwohner dürfen keine Schiffe mehr steuern und besitzen.

Während des Dreißigjährigen Krieges lassen Besetzungen und Plünderungen die Warnemünder Bevölkerung verarmen. Im Jahre 1625 wird Warnemünde von der schwersten Sturmflut seiner bisherigen Geschichte getroffen. Der Ort wird beinahe komplett zerstört.

Die Wiege des Bade-Tourismus

Das frühe 19. Jahrhundert bringt die ersten Badegäste und damit den Beginn einer neuen Ära. Im Jahre 1821 wird Warnemünde als Seebad erstmals urkundlich genannt. Zehn Jahre später kamen auf 1.500 Bewohner bereits beinahe 1.000 Badegäste. Heute leben in Warnemünde etwa 6.000 Menschen und Millionen von Touristen besuchen jährlich das Seebad.

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Rostock war von Warnemünde bislang nur über das Dorf Diedrichshagen und die Warnow zu erreichen. 1859 wurde eine direkte Straßenverbindung zwischen Warnemünde und Rostock geschaffen. Für wirtschaftlichen Aufschwung sorgte auch die Eröffnung der Eisenbahnverbindung zwischen Rostock und Berlin im Jahre 1886. Im Jahre 1903 wurde der neue Bahnhof eingeweiht und die Eisenbahnfähre Warnemünde-Gedser nahm Fahrt auf. Ab 1926 konnten damit auch Autos befördert werden.

Ende des 19. Jahrhunderts gab es eine weitere denkwürdige Premiere. Hofkorbmacher Wilhelm Bartelmann präsentierte 1882 den ersten Strandkorb. Heute werden jährlich 2.200 Strandkörbe aufgestellt und Sie werden keine Mühe haben, eines der nostalgischen Domizile für sich zu beanspruchen. Seit 1898 weist der Warnemünder Leuchtturm Seefahrern den Weg. Das 37 Meter hohe Bauwerk wurde aufwendig saniert und war zwischen 1979 und 1993 nicht begehbar. Heute sollten Sie den Aufstieg nicht versäumen und Warnemünde aus der Vogelperspektive betrachten. Zwischen Ostern und Anfang Oktober ist der Leuchtturm täglich zwischen 10 und 19 Uhr geöffnet.

Warnemünde im bewegten 20. Jahrhundert

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Westmole auf 541 Meter verlängert und der Neue Strom eröffnet. Der bestehende Postdampferverkehr zwischen Warnemünde und Dänemark wurde um den Eisenbahnverkehr erweitert. Der Badebetrieb nahm weiter zu und die knapp 1.600 Einwohner beherbergten um 1910 über 20.000 Feriengäste.

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Auf der Hohen Düne wird 1914 die Flugzeugindustrie in Warnemünde begründet. Ernst Heinkel gründete die Flugzeugwerke Warnemünde. 1922 kamen mit Walther und Arado zwei weitere Flugzeugwerke dazu.

An der Stelle des heutigen Kurhauses befand sich bereits vor dessen Errichtung ein Konzertgarten. Der Pavillon und die Lesehalle sind Relikte des einstigen Areals. Das Warnemünder Kurhaus, im unverkennbaren Bauhausstil, entstand 1917 und 1928. Der Bau verzögerte sich durch den Ersten Weltkrieg. In den 1930-er Jahren erlebt Warnemünde eine Blütezeit und Kurhaus und Kurgarten werden rege besucht. Dieser Trend setzte sich während der DDR-Ära fort. In den 1980-er Jahren wurde das Kurhaus aufwendig saniert. Heute können Sie sich im Warnemünder Kurhaus kulinarisch verwöhnen lassen. Im Kurgarten finden häufig Veranstaltungen statt.

Die Warnemünder Flugzeugwerke werden 1942 durch die Royal Air Force zerstört. Rostock und Warnemünde werden während dieser Bombenangriffe zu 40 Prozent dem Erdboden gleichgemacht. Am 1. Mai 1945 wird durch den Einmarsch der Roten Armee der Zweite Weltkrieg in Warnemünde beendet. Ab 1946 entsteht die Warnow Werft, welche zur Wiege zahlreicher Hochseeschiffe wird.

Der Aufstieg zum Vorzeige-Seebad Ostdeutschlands

Zwischen 1950 und 1989 wurde Warnemünde zum beliebtesten Ferienziel der Ostdeutschen. Mehr als zwei Millionen Touristen wurden jährlich gezählt. Etwa 126.000 Feriengäste verbringen ihren 14-tägigen Urlaub in Warnemünde.

Im Jahre 1968 entsteht mit dem Teepott ein markanter Blickfang. Das Gebäude mit seinem Hyperschalendach steht unter Denkmalschutz. Sie können im Teepott mehrere Restaurants besuchen. 1971 wuchs mit dem Hotel Neptun ein Wolkenkratzer in den Himmel. Das Luxus-Hotel direkt am Strand sollte in der DDR für Devisen sorgen. Heute können Sie im 19. Stockwerk in der Skybar tanzen und den wohl spektakulärsten Blick auf Warnemünde genießen.

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Warnemünde heute

Im Jahre 1996 wurde Warnemünde der Titel „Staatlich anerkanntes Seebad“ verliehen. 1998 wurde die Ostmole umgestaltet und verlängert. Der Ausbau des Tourismus war nicht aufzuhalten, musste aber auch Rückschläge verkraften. So konnte sich das im Jahre 2001 eröffnete Spaßbad „Samoa“ nicht als wirtschaftlich erweisen und wurde nach 18 Monaten Betrieb wieder geschlossen.

Im Jahre 2005 wurde der neue Yachthafen in Betrieb genommen. Ein Jahr später legten über 100 Kreuzfahrtschiffe am neu eröffneten Passagierterminal an. 2013 wird das Schwimmbad komplett neu gestaltet und wieder eröffnet. Die Zahl der pro Jahr in Warnemünde eintreffenden Kreuzfahrtschiffe verdoppelte sich. 2018 gelangt der altehrwürdige Teepott zu neuer Ehre und wird zum „Historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ gekürt.

Der bis zu 150 Meter breite Sandstrand Warnemündes sucht seinesgleichen entlang der deutschen Ostseeküste. Mit der Aufstellung des ersten barrierefreien Strandkorbes im Jahre 2019 ist dieser nun Rollstuhlfahrern zugänglich. Warnemünde gilt heute als bedeutendster Kreuzfahrthafen Deutschlands. Etwa eine Million Touristen finden sich jährlich zur Warnemünder Woche und der Hanse Sail ein. Bei einem Besuch des Seebads werden Sie den Charme des einstigen Fischerdorfes auf sich wirken lassen können und allen Annehmlichkeiten des modernen Tourismus begegnen.

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