Lost Places – also schon lange leerstehende Häuser, längst nicht mehr genutzte Gebäude oder verlassene Industrie-Areale – umweht immer ein geheimnisvolles, manchmal beinahe mystisches Flair. Der Verfall ist unübersehbar. Aber gerade darin liegt der Reiz der Lost Places. Sie entführen Sie in eine andere Zeit, lassen Sie Geschichte quasi „spüren“ und stellen stimmungsvolle Foto-Motive dar. Ihr morbider Charme zieht Sie in Ihren Bann – und lässt gleichzeitig das Adrenalin durch Ihre Adern strömen.
Lost Places in Mecklenburg-Vorpommern erkunden: Was sollten Sie beachten?
Da es sich bei Lost Places um „vergessene“ Orte handelt, sind diese oft sehr marode und häufig hat auch Vandalismus Spuren hinterlassen. Das Betreten erfolgt daher auf eigene Gefahr und für Ihre Sicherheit sind Sie selbst verantwortlich. Am besten besuchen Sie Lost Places nicht alleine, sondern mindestens zu zweit. Dass Sie den Lost Place so zurücklassen, wie Sie ihn vorgefunden haben, ist ja selbstverständlich.
Zu vielen aufregenden Lost Places ist der Zutritt leider verboten oder es gibt keinen freien Zugang. Es kann also nötig sein, beim jeweiligen Besitzer eine Genehmigung einzuholen. Andernfalls begehen Sie unter Umständen beim Betreten Hausfriedensbruch. Obwohl dieser oft geduldet wird, sollten Sie sich am besten vorab immer über die rechtliche Situation informieren.
Lost Places in Mecklenburg Vorpommern
1. Der Koloss von Prora
Der von 1936 bis 1939 von den Nazis errichtete Gebäudekomplex bei Binz auf Rügen ist wohl der bekannteste Lost Place in Mecklenburg-Vorpommern. In einem Teil der insgesamt 2,5 Kilometer langen Anlage direkt hinter dem Strand sind in den letzten Jahren Ferien-Appartements und Hotels entstanden. Zum Teil sind die Blöcke, die in der DDR jahrelang als Militärkaserne dienten, aber noch ungenutzt. Die Vorstellung, dass hier gemäß dem KdF-Programm 20.000 Menschen gleichzeitig Urlaub machen sollten, erscheint unglaublich!
2. Schloss Dwasieden
Die Ruinen von Schloss Dwasieden befinden sich ebenfalls auf der Insel Rügen. Das einst prunkvolle Anwesen hatte der Berliner Bankier Adolph von Hansemann in den 1870er-Jahren errichten lassen. Der es umgebende Park galt als einer der schönsten in Norddeutschland. Hansemanns Erben verkauften das Schloss in den 1930er- Jahren dann an die Marine. 1948 wurde es während der sowjetischen Besatzungszeit wie viele andere einstige Adelssitze gesprengt. Erhalten blieben große Teile des Marstalls sowie die Reste eines Pavillons und es scheint, als würde der Wald sich das Gelände langsam zurückholen.
3. Ausweichführungsstelle des MfS bei Crivitz
In den 1960er-Jahren entstand bei Crivitz eine Bunkeranlage, die der lokalen politischen Führung im Falle eines Aufstands oder Kriegs als sicherer Rückzugsort dienen sollte. Die Bunker wurden heimlich aus fertigen Betonteilen gebaut und dann durch darüber errichtete Gebäude getarnt. Unter anderem soll es auf dem Gelände einen Pool und eine Sauna gegeben haben. Die Häuser sind mittlerweile abgerissen. Die Bunker gibt es noch. Die Betonplatten, die die Zugänge versperren sollen, wurden zum Teil von neugierigen Besuchern entfernt, so dass der Blick auf die hinabführenden rostigen Leitern wieder frei ist.
4. Das ehemalige Kurhotel Zippendorf
Nach seinem Bau 1909 erlebt das Kurhotel Zippendorf bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs goldene Zeiten. Nach Kriegsende blühte der Tourismus ein weiteres Mal auf, bevor der neue Besitzer im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1933 Konkurs anmelden musste. Während des 2. Weltkriegs diente das großzügige Gebäude zuerst Flüchtlingen als Unterkunft, dann als Lazarett der Luftwaffe. Nach dem Krieg wurde das einstige Kurhotel als Erholungsheim für KZ-Überlebende genutzt. Nach der Enteignung durch die sowjetischen Besatzer Anfang der 1950er-Jahre war es Wohnheim für Sportler und Weiterbildungsinstitut, bevor es 1990 von der Treuhand übernommen wurde. Pläne zur Wiederbelebung wurden bisher offensichtlich nicht in die Tat umgesetzt. Da die Zwischendecken aus Holz mittlerweile sehr marode sind, kann nur noch der Keller einigermaßen gefahrlos begangen werden.
Titelbild: Pixabay CC0 @herbert2512
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